Radverkehrsführung

Die "Haribo-Route" als positives Beispiel für Mischverkehr

Adresse: 
Servatiusstraße 16, 53129 Dottendorf Bonn

Als Pendler zwischen Bad Godesberg und Bonn finde ich die Route über Friesdorfer Straße - Karl-Barth-Straße sehr angenehm und sicher zu fahren. Dabei handelt es sich um eine viel befahrene Kraftverkehrsstraße mit wenig Fahrradinfrastruktur. Nur im zentralen Teil zwischen Hochkreuzallee und Dottendorfer Straße sind Schutzstreifen markiert. Es sind etliche Radfahrer unterwegs, meist allerdings auf Kurzstrecken. Ich schätze, der Radverkehr ist vom Volumen vergleichbar zum Beispiel mit der parallelen B9 oder mit der Königswinterer Straße.

Der Kfz-Verkehr, insbesondere auch der Linienbusverkehr, erweist sich in verschiedener Hinsicht als Verbündeter des Radverkehrs. Man bleibt von all den diversen radwegtypischen Schikanen verschont, die man nebenan besichtigen kann: Hindernisse, Verschwenkungen, Engstellen bzw. schmale Zweirichtungswege, Fahrbahnkanten, unklare Vorfahrt, lange Wartezeiten, schlechte Sichtbeziehungen, kompliziertes Abbiegen, mangelhafter Unterhalt/Grünschnitt/Winterdienst/Reinigung.

Meine Vorschläge:
- diese Route erhalten und schützen
- diese Route in das Radroutennetz aufnehmen (siehe Kommentar zu einem anderen Vorschlag, laut Routenplaner müsse man von Poppelsdorf nach Godesberg 20 bis 30 % Umweg in Kauf nehmen)
- und als Aufgabe für eine Fahrradhauptstadt: in anderen ortsverbindenden Straßenzügen vergleichbare Verhältnisse zu schaffen

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Kommentare

Die Route hat einige Parameter, die günstig für das Radfahren sind und Konflikte mit dem Kfz-Verkehr reduzieren:
- Der Straßenquerschnitt sorgt für mäßige Geschwindigkeiten auch außerhalb des Berufsverkehrs.
- Die Straßenbreite reicht den Kfz auf den meisten Abschnitten zum sicheren Überholen von Radfahrern, sodass auf riskante Manöver verzichtet wird.
- Der überwiegende Teil der Route ist Vorfahrtstraße.
- Es wird nur in kurzen Abschnitten auf den Fahrbahnen gehalten und geparkt.
- Als Geschwindigkeitssenker gibt es gelegentliche Verkehrsinseln und die beiden kleinen Kreisverkehre.
- Es kommt selten zu Kfz-Staus. Das dürfte vor Allem daran liegen, dass es mehrere parallele Routen gibt.
- Lkw- und Busverkehr sind überschaubar

Hier im Raddialog gibt es nur wenige Einträge zu dieser Route, was ich als Bestätigung meiner Wertung sehe. Die Probleme fangen in allen Richtungen dort an, wo die Fahrradinfrastruktur beginnt: In Bad Godesberg auf Bonner und Aennchenstraße, in der Südstadt auf den zugeparkten Fahrradstraßen, parallel neben der Bahnstrecke (die zugegebenermaßen trotzdem mehrheitlich attraktiver zu sein scheint).

Noch einige mehr oder weniger persönliche Anmerkungen:
- Ich kenne separierte Radwege in guter Qualität von Ausflugsfahrten in den Niederlanden. So eine Route bevorzuge ich auch gegenüber dem Straßenverkehr. In Deutschland kenne ich so etwas ausschließlich auf stillgelegten kreuzungsfreien Eisenbahntrassen. Ansonsten scheint mir der bahnparallele Radweg Bad Godesberg - Bonn das Maximum an Sicherheit und Komfort zu bieten, das hier möglich ist.
- Ich bin kein sportlicher Fahrer und bleibe auf freier Strecke meist bei 20 bis 25 km/h. Bei wesentlich langsamerer Geschwindigkeit oder gar bei unsicherer Fahrweise wird es schwierig, mit dem Kfz-Verkehr zu kooperieren. In diesem Fall habe ich Verständnis dafür, wenn derjenige Radwege bevorzugt.
- Mir sind keine schweren Fahrradunfälle auf dieser Route bekannt. Vor langer Zeit war mal etwas mit einem aggressiven Lieferwagenfahrer an der Einmündung Ürziger Straße, ich finde die Zeitungsmeldung nicht. Ich selbst bin kurz nach dessen Eröffnung im Kreisverkehr Hochkreuzallee angefahren worden, ohne große Folgen. Das hätte mir auf dem Radweg ähnlich passieren können.

Vor einigen Jahren bin ich hin und wieder auf der Servatiusstraße gefahren, aber nach einigen extrem engen Überholmanövern von Linienbussen bin ich auf die mehr oder weniger parallelen Straßen (Bahnradweg, Kessenicher Straße) ausgewichen. Vielleicht klappt das mittlerweile besser mit den Bussen. So richtig vorstellen kann ich es mir aber nicht, da es zu aggressiven Bonner Busfahrern im Raddialog gefühlt mehr Meldungen gibt als zu ebensolchen Autofahrern.

Ich glaube auch nicht, dass sich da in den letzten Jahren viel geändert hat. Die Probleme mit Linienbussen kann ich nicht wirklich nachvollziehen, das habe ich ja schon mehrfach geschrieben. Ich liefere mir allerdings auch keine Rennen - wenn jemand zum Überholen angesetzt hat, lasse ich ihn vorbei und bleibe danach in der Regel dahinter. Gilt nicht nur für Busse, auch zum Beispiel bei anderen Radfahrern sehe ich keinen Überholzwang. Wenn einer meint, er müsse vor der Ampel rechts an mir vorbei und sich dann vor mich stellen, dann halte ich das auch für ein paar hundert Meter aus.